„Wer seine Kosten nicht kennt, kann beim Preis nur raten.“
Unternehmen verfolgen allesamt ein gemeinsames Ziel: Das nachhaltige Generieren von Gewinnen, um den Geschäftsbetrieb langfristig sicherzustellen.
Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Erlöse die Kosten übersteigen. Hierfür ist es notwendig, die eigenen Kosten im Blick zu haben und die eigenen Preise realistisch zu kalkulieren. Die Kostenrechnung ist ein Werkzeug, welches Unternehmen hierbei unterstützt.
Doch wer einmal einen Blick in die Literatur hierzu wirft, schreckt schnell vor lauter Gähnen zurück. Kein Wunder, wenn man sich mit einem so praktischen Thema beschäftigen möchte und über Begrifflichkeiten wie „Kostenarten“, „Kostenstellen“ und „Kostenträger“ stolpert, die später auch noch in „Istkosten-“, „Plankosten-“, „Vollkosten-“ oder „Teilkostenrechnung“ untergliedert werden.
Damit das Gähnen nicht zur Ausrede wird, erklären wir die drei Grundelemente sowie das Grundprinzip der Kostenrechnung an einem Beispiel. Dabei verzichten wir auf akademische Genauigkeit und komplexe Beispiele.
Die drei Grundelemente der Kostenrechnung:
Kostenarten Kosten mit gleichen Merkmalen, meist nach der Art der verzehrten Güter oder der Art der Zurechnung auf unsere Produkte. Beispiele Güterverzehr: Personal, Betriebsmittel, Material. Beispiele Zurechnung: Direkt zurechenbar (benötigte Stunden), indirekt zurechenbar (Energiekosten der Werkstatt).
Kostenstellen Die organisatorische Stelle im Unternehmen, an der die Kosten anfallen. Beispiele: Werkstatt, Verwaltung (z. B. Sekretariat, Rechnungsschreibung)
Kostenträger Die Produkte und Leistungen eines Unternehmens, denen die Kosten zugerechnet werden können. Anders gesagt: „All das, was wir auf einer Rechnung abrechnen.“ Beispiele: Tische, Stühle, Stundensatz des Personals
Das Vorgehen am Beispiel von Braumeister Brunos Sommerfest:
Wir verzichten bei dem Beispiel auf die Genauigkeit, um das grundlegende Vorgehen zu vermitteln.
Braumeister Bruno möchte für das Sommerfest in seinem Heimatdorf besonders günstige Preise anbieten. Er möchte nichts an seinen Freunden verdienen und beschließt, sein Bier zum Selbstkostenpreis zu verkaufen. Hierzu stellt sich Bruno die entscheidende Frage:
Was kostet mich denn ein Bier im Bierwagen?
Durch diese Frage hat Bruno bereits seine Kostenstelle und den Kostenträger festgelegt: Kostenstelle („Wo fallen Kosten an?): Bierwagen. Kostenträger („Was rechne ich ab?“): Einen Becher Bier.
Um die Antwort auf seine Frage zu finden, schreibt Bruno alle Kosten auf, die ihm einfallen: Stundenlohn für die Zapfer, Miete für den Bierwagen, Strom und Wasser für den Bierwagen, Bierdeckel, Miete für ein EC-Cash Gerät (Bruno verzichtet auf Bargeld), Becher und natürlich sein gebrautes Bier. Eine Gebühr für den Platz am Sommerfest zahlt er nicht, da der Veranstalter Brunos Bier liebt. Die Kosten fasst Bruno danach in Kostenarten zusammen und überlegt, ob er die Kosten direkt einem Becher zuordnen kann oder nicht:
· Personal: Stundenlohn für die Zapfer à indirekt zuordenbar
o Gesamtkosten: 5 Zapfer, für je 10 Stunden zu 15€ die Stunde = 750€, unabhängig von der Leistung
· Betriebskosten: Miete, Strom, Wasser, Miete EC-Cash-Gerät, Becher à indirekt zuordenbar
o Gesamtkosten: 2.500€
· Materialkosten: Bierdeckel, Bier à direkt zuordenbar
o 3.000l Bier zu 1.500€ Selbstkosten, dazu 10.000 Bierdeckel (3 Bier pro Liter zzgl. 10%) für 500€; Gesamtkosten: 2.000€
· Fremdleistung: Bier-Transport (Sprit, Personal vom Fahrer, KFZ-Verschleiß) à indirekt zuordenbar
o Gesamtkosten 200€
Braumeister Bruno kommt auf 2.000€ direkt und 3.450€ indirekt zuordenbare Kosten.
Nun stellt sich Bruno eine weitere wichtige Frage: „Wie kann ich die indirekten Kosten verteilen?“
Um die indirekten Kosten richtig zu verteilen, benötigt Bruno ein Verteilungssystem. Durch seinen Mentor Ferdinand hat Bruno gelernt, dass die Kostenrechnung stets zielgerichtet und nicht zum Selbstzweck durchgeführt werden sollte. Da Bruno ohnehin nicht auf Gewinn aus ist, entscheidet er sich für einen simplen Ansatz und verrechnet alle indirekten Kosten über einen einzigen Verteilungsschlüssel: Kosten je verkauftem Bier.
Hierzu benötigt er eine geplante Absatzmenge für seinen Verteilungsschlüssel. Aus der Erfahrung heraus weiß er, dass beim Sommerfest meist 2.000 Liter Bier getrunken werden, wobei aus einem Liter jeweils 3 Biere gezapft werden. Deswegen entscheidet er sich, alle indirekten Kosten auf 2.000 Liter Bier, also 6.000 Biere, zu verrechnen.
Die direkten Kosten rechnet er auf die Kosten pro Bier herunter. Er berücksichtigt dabei, dass 5% der Biere verschenkt oder verschüttet werden. Dies preist er direkt mit ein.
Somit kommt Bruno auf direkte Kosten von 2.000€ / (9.000*0,95) Stk. = 0,23€ pro Bier.
Die indirekten Kosten verteilt Bruno auf die 6.000 Biere, die er planmäßig absetzt. Das ergibt indirekte Kosten von 3.450€ / 6.000 Stk. = 0,58 € pro Bier.
Brunos Selbstkostenpreis für die ersten 6.000 Biere ist somit 0,23€ + 0,58€ = 0,81€ pro Bier.
Nachdem Bruno die ersten 2.000 Liter seines Bieres verkauft hat, hat er alle indirekten Kosten gedeckt und kann die letzten 1.000 Liter Bier zum reinen Produktionspreis von 0,23€ pro Bier verkaufen. Das Sommerfest wird ein voller Erfolg.
Das oben aufgeführte Beispiel soll erklären, dass die Kostenrechnung in der Praxis bei weitem nicht so kompliziert sein muss, wie sie auf den ersten Blick scheint. Kosten lauern überall auf uns. Unternehmen müssen Ihre Kosten kennen, um ihre Preisuntergrenzen festzulegen. So können Unternehmen Ihre Leistungen nachhaltig bepreisen und zukünftige Umsatzerwartungen bewerten.
Uns als steuerwerk geht es dabei keineswegs darum, komplexe und umfassende Kostenrechnungen durchzuführen. Kostenrechnung sollte stets nach dem Ansatz von Brunos Mentor Ferdinand angegangen werden: „Das Ziel bestimmt die Rechnung.“
Wichtig ist, dass sich Unternehmen überhaupt mit diesem Thema beschäftigen. Sollten Sie Fragen zur Kostenrechnung haben, beraten wir Sie gerne in diesem Bereich.